Die Geschichte der Alarmanlage

Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Alarmanlage - von ihrem Beginn mit dem ersten Patent im Jahr 1853 bis zu den aktuellsten Entwicklungen der heutigen Tage.

  1. Popes Patent
  2. Der Prototyp
  3. Strategische Vermarktung
  4. Das erste Alarmleitsystem
  5. Die zentrale Notrufstelle
  6. High Tech Alarmsysteme
  7. Mechanik und Elektronik werden Mechatronik

Über 160 Jahre Sicherheit

Kaum zu glauben: Die erste elektro-magnetische Alarmanlage der Welt wurde bereits am 21. Juni 1853 patentiert, und zwar auf einen Mann namens Augustus Russell Pope, ein Tüftler aus Sommerville bei Boston. Bis dahin hatten sich die Leute vornehmlich auf das laute Geschnatter ihrer aufgeschreckten Gänse, die Unbestechlichkeit ihrer Wachhunde oder mechanische Klingeln verlassen, um Einbrecher auf ihrem Anwesen zu ertappen.

Popes Prototyp – ein so simples wie effektives Prinzip

Popes batteriebetriebene Vorrichtung mag aus heutiger Sicht simpel erscheinen, erwies sich aber als sehr effektives System gegen Einbrecher: Sie reagierte auf das Schließen eines Stromkreislaufs: Türen und Fenster waren als selbstständige Einheiten mittels einer Parallelschaltung verbunden. Wurde nun die Tür oder eines der Fenster geöffnet und damit der Stromkreislauf geschlossen, versetzte der plötzliche Stromfluss einen im System angebrachten Magneten in Vibration. Die so entstandenen elektro-magnetischen Schwingungen wurden auf einen Hammer übertragen, der daraufhin eine Messingglocke anschlug. Das Besondere an Popes Erfindung war, dass der Alarm nicht durch das bloße Verschließen von Fenster oder Türe ausgeschaltet werden konnte. Eine in der Wand über der Türe montierte Schaltfeder hielt den Stromkreislauf nämlich auch in diesem Fall unterbrochen, sodass die Glocke weiter geschlagen wurde.

Obwohl Pope die Pionierarbeit geleistet hatte, wird heute meist ein anderer als Vater der modernen Alarmanlage vermutet. Doch Edwin Holmes, ein Geschäftsmann und Gründer der ersten Firma für elektrische Alarmanlagen, hatte 1857 die Rechte an Popes Erfindung gekauft. Er war es, der der elektro-magnetischen Alarmtechnik mit seiner „Holmes Electric Protection Company“ den Weg in die Industrie weisen sollte.

Edwin Holmes – der kluge Stratege © ABUS

Edwin Holmes – der kluge Stratege

Holmes war zwar nicht mit Popes Erfindergeist gesegnet, erwies sich jedoch als kluger Stratege. Was seine Werbemittel betraf, war er seiner Zeit weit voraus. Um der im 19. Jahrhundert noch sehr häufig verbreiteten Angst vor der als unheimlich empfundenen Elektrizität zu begegnen, veröffentlichte er in den New Yorker Zeitungen Namenslisten prominenter Kunden, die bereit waren, ihr Vertrauen in seine Alarmanlage auch öffentlich zu bezeugen. Ließ er eine Werbeanzeige drucken, dann immer nur zusammen mit einer Abbildung seines „Einbruchsalarmtelegraphen“ und seinem stets gleich bleibenden Namensschriftzug. Ganz instinktiv befolgte Holmes die Gesetze des modernen Marketings, sodass Popes Erfindung allmählich zu Holmes Marke wurde.

Das Vertrauen und die Faszination der Bevölkerung in die damals ebenfalls noch recht neue Telegraphie nutzte Holmes gleich in zweifacher Hinsicht für seine kaufmännischen Ziele: Einmal im Produktnamen seiner Alarmanlage und zum anderen in der technischen Nutzung eines seiner zahlreichen Patentrechte für die Isolierung von Telegraphendrähten.

das New Yorker Telefonnetz als Alarmleitsystem © ABUS

Ein schlauer Schachzug – das New Yorker Telefonnetz als Alarmleitsystem

Es kostete Holmes nicht viel Fantasie, dieses Patent für den Bau einer zentralen Station zu nutzen, in dem die witterungsbeständigen Telegraphenkabel seiner Alarmanlagen zusammenlaufen sollten. Um die Kabel der Alarmanlagen seiner Kunden quer durch die Stadt in sein Büro leiten zu können, zog Holmes mit seinem Büro ins oberste Stockwerk eines Gebäudes in Downtown. Bald gehörten berühmte Schmuckläden wie Tiffany oder Lord & Taylor zu seinen Kunden.

Der größte Coup für die Firma gelang jedoch seinem Sohn Edwin T. Holmes. Dieser kam auf die Idee, die nachts ungenutzten Telefonanschlüsse der Bostoner Geschäfte für deren Alarmanlagen zu nutzen. Nachdem dieses System in Boston von Erfolg gekrönt war, knüpfte Holmes enge Kontakte zur Telefongesellschaft und bekam bald darauf das Exklusivrecht, auch das New Yorker Telefonnetz mit seinen schon damals gut vernetzten Leitungen für seine Alarmanlagen zu nutzen.

Edward A. Calahan und die Idee der zentralen Notrufstelle © ABUS

Edward A. Calahan und die Idee der zentralen Notrufstelle

Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte moderner Alarmanlagen setzte nach Holmes ein junger Mann namens Edward A. Calahan: 1867 erfand der ausgebildete Telegraph den ersten Gold- und -Börsenticker, mit dem Kursänderungen an der Wall Street rasch an Investoren weitergeleitet werden konnten. Die Laufburschen, die damals die Korrespondenzen zwischen den Börsenmaklern ermöglichten, bekamen mit einem Mal noch mehr zu tun, da von nun an innerhalb kürzester Zeit viel mehr Informationen zur Verfügung standen. Was aber hat das alles mit der Weiterentwicklung elektrischer Alarmanlagen zu tun? Die Verbindung ergibt sich durch den Präsidenten der bald darauf gegründeten Firma zur Herstellung der Börsenticker, Elisha Andrews, der nun Calahans Vorgesetzter war. Der arme Mann wurde eines Nachts in seinem Haus von einem Einbrecher überrascht und schwer beraubt. Bestürzt über den Vorfall, fühlte sich Calahan verpflichtet, seinen Chef künftig vor derartigen Gefahren zu schützen.

Sein Plan war es, fünfzig Nachbarn im Umkreis von Andrews Haus jeweils mit  einem Notrufkasten und einer Glocke auszustatten und die Häuser dann miteinander zu vernetzen. Für jeden häuslichen Notmelder wurde eine bestimmte Zahl an Glockenschlägen bestimmt, die im Falle eines Einbruchs die Häuser voneinander unterscheiden sollte. Wurde in Haus A Alarm geschlagen, wussten die Häuser C und B, dass in Haus A vermutlich eingebrochen wurde. 

Während er an den ersten Notrufapparaten arbeitete, kam Calahan ein weiterer, entscheidender Gedanke:  Einbrüche waren besonders häufig in Städten zu verzeichnen – wenn sein System nicht nur Alarm auslösen, sondern auch Hilfe leisten sollte, war eine Notrufzentrale nötig, welche auf die eingehenden Hilferufe reagieren konnte. Er begann damit, New York in Distrikte aufzuteilen, die jeweils mit einer solchen zentralen Notrufstelle verbunden werden sollten. Von dort aus würden im Falle eines eingehenden Hilferufs Laufburschen ausgesendet werden, um für den jeweiligen Distrikt zeitnah Hilfe zu ordern. Der Vorteil der Notrufkästen war, dass sie nur wenig Wartung bedurften. Gespeist wurden sie einfach aus dem Stromversorgungsnetz des Hauptbahnhofs. Im Jahr 1871, half Calahan beim Aufbau der American District Telegraph (ADT) Company. Die Firma war höchst erfolgreich und unterhielt ab 1875 Büros in Brooklyn, New York, Baltimore, Philadelphia und Chicago.

Die Notrufkästen vom Typ Calahan wurden zum Standard im Polizei- und Feuerschutz, aber auch Nachrichtendienste nutzten sie. So wurden gegen Ende der 1870er Jahre zwei Drittel aller Aktienverkäufe über die Nachrichtenburschen der Firma ADT getätigt.

Das 20. Jahrhundert – Neue High Tech Alarmsysteme © ABUS

Das 20. Jahrhundert – Neue High Tech Alarmsysteme

Das zwanzigste Jahrhundert brachte ebenfalls wichtige Entwicklungen in der Alarmtechnik mit sich: Nachdem die Notrufkästen vom Typ Calahan nach dem zweiten Weltkrieg erschwinglicher geworden waren, konnten immer mehr Schaltstellen zu medizinischen Diensten, Polizei und Feuerwehr eingesetzt und so die Sicherheit der Bevölkerung flächendeckend verbessert werden. In den 1970er Jahren integrierten Techniker die ersten Bewegungsmelder in ihre Alarmsysteme. Die  80er und 90er Jahre waren vor allem von einer steigenden Demokratisierung geprägt, wodurch Alarmanlagen immer mehr zum Standard in der Gebäudeabsicherung wurden. Schließlich kamen die ersten drahtlosen Funkalarmanlagen auf den Markt und revolutionierten die Alarmtechnik auch in praktischer Hinsicht – der bis dahin unvermeidbare Kabelwirrwarr hatte endlich das Zeitliche gesegnet.

© ABUS Security-Center und die Verschmelzung von Mechanik und Elektronik

ABUS und die Verschmelzung von Mechanik und Elektronik

Heute können selbst unübersichtliche Grundstücke durch das Zusammenspiel aus modernsten Bewegungsmeldern, hochauflösender Überwachungsvideotechnik und  elektronischen Detektoren nahezu lückenlos abgesichert werden. Technologisch bedeutsame Innovationen überraschen die Menschen dabei auch immer noch. So gelang es den Produktentwicklern von ABUS Security-Center im Jahr 2008, in der modernen Funkalarmtechnik eine Kombination aus mechanischem und elektronischem Schutz in nur ein einziges Alarmsystem zu integrieren. Einbruchversuche werden so mit hohem mechanischem Druckwiderstand abgewehrt und gleichzeitig elektronisch detektiert. Dem Einbrecher, der beispielsweise ein Fenster aufstemmen will, wird es durch ineinander verkeilte Stahlriegel praktisch unmöglich, ins Haus einzudringen. Zudem wird der detektierte Versuch der Aufhebelung an eine Zentrale weitergeleitet, die dann zuverlässig Alarm schlägt und den Täter lautstark zur Flucht zwingt.

Die Geschichte der modernen Alarmanlage hält also bestimmt noch viele spannende Kapitel für uns bereit – lassen wir uns überraschen, was die nächsten Jahre an technischer Innovation bereithalten. ABUS wünscht allen Technikprofis und Hobbytüftlern viel Raum für Inspirationen und neue Ideen – damit die Geschichte der Sicherheit erfolgreich fortgeschrieben werden kann!

Quellen:

ABUS Alarmsysteme und Mechatronik

Mechatronik-Komponenten sind aktuell für das Alarmsystem Secvest verfügbar.